16.04.2024 •

Lebensqualität als ein Resilienzfaktor bei Sanitätskräften im Katastropheneinsatz

Thomas Emser, Vanessa Schiffer, Norbert Hanhart, Ulrich Wesemann, Patric Muschner, Andreas Dierich, Gerd Willmund

Der Klimawandel führt zu einer Zunahme von Naturkatastrophen. Ein herausragendes Großereignis dieser Art in Deutschland war die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, bei der u. a. viele Bundeswehrkräfte im Rahmen eines Amtshilfeeinsatzes tätig waren.

Die körperlichen und psychischen Belastungen für die Rettungskräfte sind bei solchen Einsätzen groß. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Informationen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Bundeswehrangehörigen, die im Rahmen dieser Flutkatastrophe eingesetzt waren, zu erheben und zu analysieren. Für die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden im Ahrtal eingesetzte Sanitätskräfte sechs Monate nach dem Einsatz mittels validierter Frageninventare befragt. Insgesamt konnten 72 Teilnehmende, 39 in der Amtshilfegruppe und 33 in der Kontrollgruppe, in die Studie eingeschlossen werden.

Im Vergleich zeigten beide Gruppen sechs Monate nach dem Ereignis eine ähnlich starke Ausprägung der Lebensqualität. Hinsichtlich der Lebensqualität konnte bei allen Messungen eine höhere mittlere Lebensqualität der Amtshilfegruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe gezeigt werden. Bei den Frauen zeigte sich eine tendenziell höhere mittlere Lebensqualität als bei den Männern.

Wider Erwarten zeigte die Gruppe der Rettungskräfte, die im Ahrtal eingesetzt war, eine wenn auch nicht signifikant bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität als die Studienteilnehmenden in der Kontrollgruppe. Eine Erklärung hierfür liefert das Salutogenese-Konzept, das die Steigerung der individuellen Resilienz in Zusammenhang mit einem Kohärenzgefühl beschreibt. Weiterhin ergibt sich aus dem Zusammenhalt in der Amtshilfegruppe und dem Aspekt des „gemeinsam erfolgreich Bewältigten“ ein weiterer wichtiger Faktor, welcher die höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität begründen kann. Aufgrund der hohen Relevanz zu Fragestellungen der Prävention von Traumafolgestörungen für Blaulichtorganisationen und Streitkräfte sollten weitere Datenerhebungen stattfinden, um zielgerichtete Präventions- und Rehabilitationsprogramme weiterzuentwickeln.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie hier.


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