Graphische Darstellung der Rettungskette während Operationen von...
Graphische Darstellung der Rettungskette während Operationen von Spezialkräften

Special Operations Surgical Teams im Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst

F. Klemmer

Das Kommando Schnelle Einsatzkräfte (Kdo SES) „Ostfriesland“ hat als Leitverband den Auftrag mit den Special Operations Surgical Teams (SOST) die Möglichkeit der ersten notfallchirurgischen Behandlung im Rahmen der medizinischen Unterstützung von Spezialkräften (Special Operations Forces = SOF) unter den besonderen Bedingungen des Einsatzes sicherzustellen. Dabei stellt das SOST ein hoch spezialisiertes Element in der Rettungskette der Spezialkräfte dar, welches u. a. das Kommando Spezialkräfte und das Kommando Spezialkräfte der Marine unterstützt. Ziel ist es, Damage Control Resuscitation (DCR) in weniger als 30 Minuten und Damage Control Surgery (DCS) in weniger als 60 Minuten, in allen Dimensionen, auf allen Plattformen, zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt sicherzustellen. SOST-Einheiten verfügen über spezielle Ausbildungen und Fähigkeiten, die sich von konventionellen medizinischen Versorgungseinrichtungen unterscheiden. Sie sind hochmobil, anpassungsfähig auf allen Plattformen einsetzbar (Dimension Land, Luft und See) und können auch intensivmedizinische Patientenevakuierungen durchführen.

In der maximalen Konfiguration besteht ein SOST aus zehn ­Mitgliedern, die sich aus dem taktischen Element, das vom Bedarfsträger (Heer oder Marine) gestellt wird, vier Ärzten aus den Fachrichtungen Chirurgie und Anästhesie aus den Bundeswehrkrankenhäusern sowie Assistenzpersonal (Fachkrankenpfleger Anästhesie und Intensivmedizin, Operationstechnischer Assistent oder Fachkrankenpfleger Operation/Endoskopie und Notfallsanitäter) aus dem Kdo SES zusammensetzen.

Aus dem SOST heraus kann bei Bedarf ein Special Operations Critical Care Evacuation Team herausgelöst werden, um so, nach der ersten chirurgischen Versorgung, die Verlegung des Patienten in die nächsthöhere Behandlungseinrichtung mit einem intensivtransportfähigen Element auf allen Plattformen zu ermöglichen.

Der Einsatz

Bis zum „Transfer of Authority“ liegt die Verantwortung für Ausbildung, Inübunghaltung, Training, Einsatz und Übung beim Leitverband Kdo SES. Die Notwendigkeit der medizinischen Unterstützung von SOF oberhalb der Behandlungsebene 1 im Einsatz durch die Fähigkeit SOST ergibt sich aus der zwingend abzubildenden notfallchirurgischen Versorgung zeitnah nach Verwundung und der räumlichen Verfügbarkeit in der Mission Support Side der Spezialkräfte. Aktuelle Konflikte in der Ukraine und im Gazastreife sowie die Erfahrungen der Einsätze in Afghanistan bestätigen, dass 95 % der Traumapatienten eine chirurgische Traumaversorgung in den ersten 23 Minuten benötigen und durch den Einsatz von SOST im Rahmen der DCR und der DCS in den ersten 39 Minuten die Mortalität um ca. 50 % reduzieren und diese spätestens nach 59 Minuten erfolgen muss.

Dieses spiegelt sich auch in den Zeitlinien der Planung der Rettungskette im SOF-Umfeld wider. Abweichend von den Zeitlinien der Allied Joint doctrine for medical support AJP-4.10 sind die Zeitvorgaben im Bereich SOF wie folgt anzustreben: 0 Minuten = Selbst- und Kameradenhilfe, 30 Minuten = DCR und 60 Minuten = DCS.

Dieses muss durch den plattformunabhängigen Einsatz in allen Dimensionen zu jeder Zeit durch das SOST sichergestellt werden und zeigt den Unterschied zu konventionellen Military Treatment Facilities. Gemäß NATO Vorgaben kann ein SOST der Fähigkeit Role 2 Forward (R2F) zugeordnet werden. Dabei handelt es sich um flexible Einheiten, die in abgelegenen und unsicheren Umgebungen mit den Fähigkeiten DCR/DCS eingesetzt werden. Da die Ressourcen eines SOST begrenzt sind, sind die Teams auf die sofortige Evakuierung der Patienten und Nachschub nach der Behandlung angewiesen.

Die wesentlichen Unterschiede zur R2F bestehen in der medizinischen und taktischen Ausbildungshöhe des eingesetzten SOST-Personals. Die grundsätzlichen Anforderungen an das medizinische Personal und dessen Ausbildung sind an die Grundsätze von Admiral William McRaven – von 2008 bis 2011 Kommandeur des United States Joint Special Operations Command – „Simplicity, Surprise, Security, Repetition and Speed“ angepasst und können durch das konventionelle medizinische Personal nicht gestellt werden. Aus diesem Grund werden durch eine Auswahl-, Ausbildungs- und Validierungsphasen im Leitverband Kdo SES die erforderlichen Ausbildungshöhen für den Einsatz im Spezialkräfteumfeld sichergestellt und kontinuierlich weiterentwickelt.

Spezialoperationen erfordern in der Regel den Einsatz kleiner, hoch qualifizierter operationeller Einheiten, die autark sind und sich schnell in abgelegene und feindliche Gebiete in jeder geografischen Umgebung verlegen können. Diese Einheiten können nach der Verbringung über Land, Luft oder Wasser über längere Zeiträume operativ tätig bleiben und besitzen die Flexibilität, sich an wechselnde Ressourcen auf allen Plattformen anzupassen.

Die Grafik verdeutlicht, dass ein SOST in den Aufgabenbereichen Military Assistance (MA), Direct Action (DA), Special Reconnaissance (SR), Unkonventioneller Kriegsführung (UW) und Counterinsurgency (COIN) eingesetzt werden kann, was die Notwendigkeit mit sich bringt, dies in den Taktiken, Techniken und Verfahren zu berücksichtigen, um die Durchführung der ersten notfallchirurgischen Behandlung sicherzustellen. Dabei sind ständig die Verbindung zu den konventionellen medizinischen Einrichtungen oder den medizinischen Einrichtungen des Gastgeberlandes (Host Nation Support) essentiell, um die anschließende Versorgung des Patienten im Rahmen der Rettungskette in Spezialkräfteoperationen sicherzustellen.

Einsatz außerhalb der konventionellen Versorgung oberhalb der Behandlungsebene...
Einsatz außerhalb der konventionellen Versorgung oberhalb der Behandlungsebene 1
Quelle: alle Abb.: Frank Klemmer

Die Aufgaben eines SOST begründen die Beschreibung Bedarfsträgerforderungen der zu unterstützenden Spezialeinheiten, die medizinische Versorgung mittels DCR und DCS gewährleisten.

Die Erfordernisse der Bereitstellung der Fähigkeit R2F SOST in der medizinischen Unterstützung von Spezialkräften ist ein zwingend vorzuhaltender Baustein des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und kann durch die speziell ausgebildeten Fähigkeiten (SOST) unter Führung des Leitverbands Kdo SES sichergestellt werden.



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