System der Beratenden Sanitätsoffiziere

Aus dem Direktorat Wehrmedizinische Forschung und Fähigkeitsentwicklung Sanitätsdienst (Direktor: Generalarzt Dr. H.-U. Holtherm) an der Sanitätsakademie der Bundeswehr (Kommandeurin: Generalstabsarzt Dr. G. Krüger)

Das Beratungsgremium „Beratende Sanitätsoffiziere Gruppe Wissenschaftliche Beratung an der Sanitätsakademie der Bundeswehr (BSO)“ besteht aus hochrangigen Offizieren der Reserve des Sanitätsdienstes aus verschiedenen Approbationsrichtungen und Berufsfeldern, die in herausgehobenen Funktionen wissenschaftlich und/oder fachlich tätig sind. Sie verfügen über eine hohe Kompetenz in ihrem Fachgebiet und beraten die Führung der Akademie.

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Abb. 1: Gruppenbild von der 2. Tagung der „Beratenden Sanitätsoffiziere Gruppe Wissenschaftliche Beratung an der Sanitätsakademie der Bundeswehr“ vom 28. bis 30. Juni 2019 (Abb.: Julia Langer, SanAkBw)
Aufgabe der Gruppe ist es, aktuelle Entwicklungen der Wissenschaft, der Fähigkeits- und Zukunftsentwicklung sowie der Ausbildung aufzugreifen und für die Fähigkeitsentwicklung zu bewerten, konkrete Empfehlungen zur Umsetzung in Fähigkeitsentwicklung und Ausbildung zu erarbeiten und zukünftige Forschungsschwerpunkte für die Gesundheitsversorgung der Bundeswehr zu diskutieren.

Weiterhin unterstützen die BSO die SanAkBw bei wissenschaftlichen Gutachten für geplante Forschungsprojekte und nicht zuletzt als Promotionsvermittler für SanOA.

Rückblick

In ihrer über 60-jährigen Geschichte hat die Bundeswehr immer schon eine hohe Vernetzung mit zivilen Strukturen, fachlichen Entwicklungen und aktuellen wissenschaftlichen Neuerungen gesucht, gefunden und auch genutzt.

Die Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehpharmazie (DGWMP) und ihre Vorgängergesellschaften wie die Berliner militärärztliche Gesellschaft, gegründet 1864, 1927 umbenannt in die Deutsche Militärärztliche Gesellschaft und 1954 wieder gegründet als die Vereinigung ehemaliger Sanitätsoffiziere, schufen den akademisch gefestigten Rahmen und die Plattform für den wissenschaftlichen Austausch.

Von Anfang an gab es ein enges Miteinander zwischen ziviler Medizin und Wehrmedizin. Die militärmedizinischen Wissenschaften erlebten in diesen Jahren einen großen Wissenszuwachs bei der Vorbeugung von Erkrankungen und der Behandlung von Verletzungen und Verwundungen. Ohne den Zusammenschluss namhafter ziviler Wissenschaftler, Forscher und Sanitätsoffiziere in einer Fachgesellschaft wären diese Fortschritte sicherlich nicht so konsequent in die Truppe eingeführt worden. Zivile und militärische Medizin waren dabei so eng verwoben, dass beide Seiten davon profitierten. Dieses Geben und Nehmen war und ist eine zutiefst ethische Verpflichtung zum Nutzen aller Kranken, Verletzten und Verwundeten. In Deutschland sind noch heute große Namen mit der Militärmedizin dieser Zeit verbunden, wie z. B. Emil von Behring, Robert Koch, Friedrich Loeffler, Rudolf Virchow und Ernst von Bergmann, der Namensgeber der Liegenschaft der Sanitätsakademie der Bundeswehr.

Beratungsgremien

Im Laufe der Jahre entstanden unterschiedliche Beratungsgremien im Bereich des Sanitätsdienstes der Bundeswehr.

Neben den BSO existieren zwei weitere hochkarätige Beratungsgremien.

So wurde im Jahr 1963 gemeinsam mit der Gründung der Sanitätsakademie der Bundeswehr der Wissenschaftliche Beirat für das Sanitäts- und Gesundheitswesen (Wehrmedizinischer Beirat) vom damaligen Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel eingerichtet. Dieses Gremium berät den Bundesminister/die Bundesministerin der Verteidigung in wehrmedizinischen leitungsrelevanten Fragestellungen bis heute sehr erfolgreich. Zahlreiche namhafte Wissenschaftler haben in den vergangenen 56 Jahren hochkompetent in diesem Kreis gewirkt.

Die fachliche Beratung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sowie des Kdo SanDstBw erfolgt grundsätzlich durch die Konsiliargruppen als internes Beratungsgremium.

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Abb. 2: Sprecher der BSO, Herr Oberstarzt Professor Matthias Peiper bei seiner Begrüßung zur 2. Tagung am 29. Juni 2019 an der SanAkBw (Abb.: Dr. Andreas Meyer-Trümpener)
Mit Aufstellung des Zentralen Sanitätsdienstes wurde das BSO-Gremium vom Generalarzt Heer zunächst aufgeteilt auf das Sanitätsführungskommando und das Sanitätsamt, bevor dann 2005 am Sanitätsamt eine einheitliche Gruppe der Beratenden Sanitätsoffiziere geschaffen wurde.

Seit Jahren wird eine ausgewogene Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen den einzelnen Beratungsgremien gewahrt. Andererseits bestehen aber auch eine enge Vernetzung und die sich daraus ergebenden Synergien zwischen den Gremien.

So sind einige BSO auch als Mitglied im Wehrmedizinischen Beirat vertreten. Üblich waren auch in der Vergangenheit regelmäßig gemeinsame Tagungen der BSO mit den Konsiliargruppen.

In Fragen der fachlichen Beratung sind die BSO ein großer Gewinn, da sie auch in Fachgebieten die Expertise zur Verfügung stellen können, über die der Sanitätsdienst der Bundeswehr nicht verfügt (z. B. Pädiatrie, Gynäkologie). Zudem können sie für die Bundeswehr eine wertvolle Mittlerfunktion in den zivilen Bereich hinein darstellen.

Mit der Umsetzung der Neuausrichtung der Bundeswehr in den Strukturen des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Jahr 2012 haben sich veränderte Anforderungen hinsichtlich Art, Umfang und Zuordnung des fachlichen Beratungsbedarfes in der neuen Führungs- und Kommandostruktur des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr ergeben. Die bislang im ZSanDstBw für den Vorhalt von fachlicher und insbesondere wissenschaftlicher Expertise vorhandene Gruppe der Beratenden Sanitätsoffiziere (BSO) als Element der Verstärkungsreserve wurde im Rahmen der Umsetzung der Neuausrichtung des ZSanDstBw weiterentwickelt und neu zugeordnet.

Im Jahr 2012 erfolgte daher zunächst eine Trennung der bisherigen Gruppe der „Beratenden Sanitätsoffiziere des Sanitätsamtes der Bundeswehr“ in zwei Beratungsgremien, die dem Kommando Sanitätsdienstliche Unterstützung (Kdo RegSanUstg) und der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) zugeordnet wurden. 

Beratende Sanitätsoffiziere Gruppe Wissenschaftliche Beratung an der Sanitätsakademie der Bundeswehr

Letztendlich wurden die getrennten Gruppen nunmehr mit einem Organisationswechsel zum 1. Januar 2018 an der Sanitätsakademie der Bundeswehr zusammengeführt und am 30. Juni 2018 feierlich in Dienst gestellt.

Durch das Gremium wurden als neuer Sprecher der BSO Oberstarzt d. R. Prof. Dr. Matthias Peiper, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Sankt Marien Krankenhaus, Ratingen, und als Stellvertreter Oberstarzt d. R. Prof. Dr. Dr. Herbert Deppe, Extraordinarius für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, gewählt.

Im Hinblick auf die Zusammenführung wurden in der Bereichsvorschrift C1 - 800/0 - 4020 “Beratende Sanitätsoffiziere Gruppe Wissenschaftliche Beratung an der Sanitätsakademie der Bundeswehr“ die zukünftigen Aufgaben der Gruppe definiert:

  • Analysieren von Strukturen, Leistungsfähigkeit und Auswirkungen der zivilen Gesundheitsforschung und deren Auswirkungen auf die Fähigkeitsentwicklung des SanDstBw,
  • Begutachten/Bewerten von Schwerpunktfragen der sanitätsdienstlichen Forschung und Fähigkeitsentwicklung,
  • Erarbeiten von Handlungsempfehlungen zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Kompetenzzentrums für Wissenschaft und Fähigkeitsentwicklung, Ausbildung und Lehre des SanDstBw,
  • Ausbauen der Konkurrenz- und Kooperationsfähigkeit sowie die Vernetzung von Forschung und Entwicklung der Akademie in Wissenschafts- und Bildungssystemen,
  • Gewinnen hochrangiger Dozentinnen und Dozenten für Spezial­themen.

Darüber hinaus können eine fachliche Begleitung und/oder wissenschaftliche Bewertung von Forschungsvorhaben sowie die wissenschaftliche Bewertung konkreter Einzelthemen/-fälle erfolgen. Auch sind Betreuungen von wissenschaftlichen Arbeiten möglich, hierfür können ausgewählte Mitglieder auf das SAN-Netz zugreifen.

Im Hinblick auf die zentrale Rolle der Akademie bei Forschungs-, Entwicklungs- und (Aus-) Bildungsaufgaben leistet die Gruppe die interdisziplinäre Beratung zur Weiterentwicklung und Zukunftsanalyse der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr mit besonderen Schwerpunkten in den Bereichen Führung & Management Gesundheitsversorgung, Pflegewissenschaften/-management, Ge­sundheitsförderung und Gesundheitsschutz/Public Health, Sozialmedizin/Begutachtung sowie Bildungsforschung (Medizindidaktik, Medizinpädagogik) inklusive Modellbildung und Simulation.

Die BSO verfügen zukünftig über 63 Dienstposten, die neben den o. g. besonderen Schwerpunkten alle Fachrichtungen betreffen und zum Teil noch besetzt werden müssen.

Gemäß der Bereichsvorschrift findet mindestens einmal jährlich eine Arbeitstagung der Gruppe statt.

Bei der konstituierenden Sitzung am 01. Juli 2018 wurde festgelegt, dass die BSO im Rahmen der Tagungen aktuelle Entwicklungen in jeweils einem Fachgebiet aufzeigen und punktuelle Schwerpunktthemen behandeln wollen. Ein wesentliches Ziel ist hierbei, die noch stärker an die Bedürfnisse des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ausgerichteten Forschungsschwerpunkte und die Auswirkungen von Entwicklungen der zivilen Gesundheitsforschung auf den Sanitätsdienst zu erkennen.

Ausblick

Die übergeordnete Zielvorgabe für die SanAkBw ist die Weiterentwicklung zu einem attraktiven, international ausgerichteten „Kompetenzzentrum“ für Wissenschaft, Fähigkeitsentwicklung, Ausbildung und Lehre des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Die Schlüsselaufgaben sind die Bewertung und Umsetzung wissenschaftlicher bzw. technologischer Entwicklungen in Forschung und Lehre sowie die Umsetzung von Einsatzerkenntnissen in die Fähigkeitsentwicklung. Der wissenschaftliche Anspruch und die Ausrichtung am aktuellen Stand ziviler Forschung und Entwicklung erfordern die Unterstützung durch ein wissenschaftliches Beratungsgremium, das die weitere Entwicklung der SanAkBw mit den für den SanDstBw notwendigen Standards unterstützt.

Die Beratenden Sanitätsoffiziere haben sich über die Jahre als wandlungsfähiges, belastbares Gremium gezeigt, das den Sanitätsdienst auf dem Weg in die Zukunft weiter zuverlässig begleiten wird. 


Für die Verf.:

Oberfeldarzt
Martina Schilha
Sanitätsakademie der Bundeswehr
Abteilung E Wehrmedizinische Forschung und Entwicklung
Ingolstädter Str. 240, 80939 München
E-Mail: martinaschilha@bundeswehr.org 


[ 1 ] Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Sankt Marien Krankenhaus Ratingen und Sprecher der BSO



Datum: 21.10.2019

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie

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