07.03.2018 •

    Call for Papers

    Die Gesundheit der Streitkräfte

    Workshop im Herbst 2018 in Potsdam

    Problemstellung

    Für militärische Organisationen haben Gesundheitsaspekte aufgrund des Organisationszwecks eine besondere Bedeutung. Im Zweifelsfall steht die Gesundheit der Organisationsmitglieder systematisch zur Disposition, wenn im Einsatzfall „Leib und Leben“ der Soldatinnen und Soldaten der besonderen Gefährdung von Gefechtssituationen ausgesetzt werden. Dies betrifft einerseits die körperliche Gesundheit, andererseits hat in den letzten Jahren die psychische Gesundheit zunehmend Aufmerksamkeit erfahren. Dies gilt für die einsatzspezifische Gesundheitsgefährdung in Form von posttraumatischen Belastungen, aber auch für die generell arbeitsbezogenen psychischen Belastungen, in Form von gesundheitsgefährdenden Stresssymptomen, bis hin zum Burnout. Die körperliche Seite der Gesundheitsbelastung von Soldatinnen und Soldaten besteht analog aus Gefährdungen, die sich aus dem militärischen Dienst ergeben (insbesondere Verletzungen durch Waffenwirkung oder durch den Umgang mit schwerem militärischem Gerät), wie auch prinzipiellen Gesundheitsgefahren aufgrund der Berufstätigkeit (insbesondere muskuloskeletale Belastung sowie Einwirkung von Umwelteinflüssen, wie Lärm, Staub, Temperatur). Mit diesen Aspekten sind gesteigerte gesundheitliche Anforderungen an Soldatinnen und Soldaten verbunden, die sich aus der Besonderheit des militärischen Dienstes ergeben.

    Diesen Herausforderungen versucht der Dienstherr durch eine – im Vergleich zu zivilen Organisationen – gesteigerte Gesundheitsvorsorge und eigenständige Kapazitäten zur Heilbehandlung (insbesondere im Sanitätsdienst der Bundeswehr) gerecht zu werden. Darüber hinaus haben Bewegung und die „Pflicht zur Gesunderhaltung“ für Soldatinnen und Soldaten eine besondere Bedeutung. Auch hier gibt es neben der grundsätzlichen Herstellung und Aufrechterhaltung von bewegungsspezifischer Einsatzbereitschaft (z. B. durch Leistungs- oder Gefechtsmärsche) und dem leistungsorientierten Dienstsport, mit dem Ziel des jährlichen Erwerbs des Sportabzeichens, die allgemein arbeitsbezogenen Ansätze zur Gesunderhaltung im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Auch hier zeigt sich wieder das Grundmuster zweier Perspektiven und damit auch einer doppelten Ansprache der Gesunderhaltung von uniformierten Angehörigen der Streitkräfte: einerseits gibt es militärspezifische Einflussfaktoren, andererseits finden sich generell arbeitsbezogene Faktoren, die für alle Arbeitsnehmer gelten. 

    Die Bundeswehr ist hiermit in die allgemeine Entwicklung hinsichtlich Demographie und Gesundheit der Gesellschaft eingebettet und stellt zugleich jeweils eine systemische Ergänzung oder Besonderheit in der Ausgestaltung der Handlungsfelder betrieblich-militärischer Gesundheit dar.

    Fragestellung

    Vor diesem Hintergrund soll am 9. November 2018 ein Workshop des Arbeitskreis‘ Militär und Sozialwissenschaften e. V. (AMS) in Potsdam stattfinden, in dem Fragen der „Gesundheit der Streitkräfte“ erörtert werden. Dies weist auf eine breite Fragestellung hin: Welche spezifischen Besonderheiten beeinflussen die Gesundheit von Soldatinnen und Soldaten? Daraus leiten sich verschieden Einzelfragen ab, von denen einige hier aufgeführt werden:

    • Welche organisatorischen Besonderheiten ergeben sich aus den Anforderungen der Gesundheit der Streitkräfte (u. a. im Verhältnis zum generellen Gesundheitssystem)?
    • Wie gehen Soldatinnen und Soldaten mit den besonderen gesundheitlichen Herausforderungen ihres Berufs (speziell in Hinblick auf Einsätze) um?
    • Welche Besonderheiten ergeben sich aus der „Pflicht zur Gesunderhaltung“ für Soldaten und Soldatinnen (u. a. Bewegung im Dienstalltag, Dienstsport, Bewegungsangebot im Rahmen des BGM)?
    • Welche Bedeutung haben Führung und Zusammenarbeit für die Gesundheit der Streitkräfte?
    • Welche Bedeutung hat Lernförderliche Arbeitsgestaltung für die Gesundheitsförderung von Soldatinnen und Soldaten?
    • Welchen besonderen beruflichen Herausforderungen sehen sich Angehörige des Sanitätsdienstes ausgesetzt?
    • Wie gestalten Soldatinnen und Soldaten den Übergang zwischen verschiedenen Gesundheitssystemen (freie Heilfürsorge/Beihilfe/Krankenkassen)?
    • Welche Herausforderungen ergeben sich aus gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen (Demographie und Gesundheitszustand der wehrfähigen Bevölkerung)?

    Die aufgeführten Aspekte haben nur Beispielcharakter, es können weitere Fragen behandelt werden, wobei die grundsätzliche Perspektive die eines sozialwissenschaftlichen Blicks auf den Zusammenhang zwischen Militär und Gesundheit ist.

    Organisatorisches

    Dieser Call for Papers soll Mitglieder des AMS sowie weitere Interessierte ansprechen, die einen Beitrag zum Workshop am 09.11.2018 in Potsdam und dem daraus entstehenden Sammelband leisten wollen. Der Sammelband wird 2019 in der Herausgeberreihe des AMS erscheinen. 

    Themenvorschläge bitte bis 31.05.2018 an:

    Prof. Dr. Martin Elbe
    Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw)
    Zeppelinstraße 127/128
    14471 Potsdam
    E-Mail: martinelbe@bundeswehr.org

    Der Arbeitskreis Militär und Sozialwissenschaften e. V. (AMS) ist das überparteilich und organisatorisch unabhängige Informations- und Kommunikationsforum für sozialwissenschaftliche Fragestellungen in Bezug auf Militär und Sicherheitspolitik. Der Verein wurde 1971 gegründet und trägt seitdem durch wissenschaftliche Tagungen und Publikationen zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt hinsichtlich des Militärs bei. Vorstände des AMS sind Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Maren Tomforde.

    Datum: 07.03.2018

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